Kunst für Wandel
Konzept & Initiative
In unseren kunstbasierten Programmen erhalten Menschen mit psychischen Herausforderungen die Möglichkeit, sich in offenen Atelier-Räumen kreativ auszudrücken und eine breite Vielfalt an künstlerischen Formen und Disziplinen zu entdecken. Dazu zählen Zeichnen, Malerei, Drucktechnik, digitale Kunst, Fotografie, Film, Keramik, Skulptur, Textil- und Naturhandwerk, darstellende Kunst, Schreiben und Musik.
Wir bieten nicht nur die notwendige Infrastruktur, sondern auch die professionelle Begleitung durch Fachpersonen aus den Bereichen Kunst, Psychologie, Pädagogik und Vermittlung. Diese unterstützen die Teilnehmenden mit Techniken und Herangehensweisen, die individuell im eigenen Tempo und entsprechend den persönlichen Interessen weiterentwickelt werden können. Unser Angebot richtet sich an alle – von AnfängerInnen bis hin zu erfahrenen KünstlerInnen – und inspiriert zur Kreativität, fördert den Austausch und stärkt den Aufbau einer lebendigen Gemeinschaft im Rahmen der psychischen Genesung. Diese Angebote werden sowohl in psychiatrischen Kliniken und Genesungszentren als auch in unabhängigen Ateliers ermöglicht. Jedes Living Museum schafft dabei eine starke, unterstützende soziale Gemeinschaft und trägt gleichzeitig zu einem dynamischen internationalen Netzwerk bei.
Werte & Philosophie
Wir fördern eine Kultur, in der Empathie unser Leitprinzip ist und ein Umfeld schafft, in dem sich jede Person wahrgenommen, gehört und wertgeschätzt fühlt. Unsere Philosophie basiert auf Unparteilichkeit, Toleranz und Achtung vor allem Leben. Unsere Interaktionen gründen auf friedlichem Miteinander und gegenseitigem Respekt.
Wir setzen uns für die künstlerischen Fähigkeiten von Menschen mit psychischen Herausforderungen ein und bekräftigen das grundlegende Recht aller Menschen auf sinnvolle Teilhabe, Selbstbestimmung und Würde. Als Organisation stehen wir für organisches Wachstum und den Aufbau von Kooperationen durch inklusive Entscheidungsfindung, offene Kommunikation und das Engagement für kontinuierliche Verbesserung.
Ziele & Wirkung
Aus unserer langjährigen Erfahrung wissen wir, dass unser Konzept und unser Modell wirkungsvoll und nachhaltig sind. Mit einem einzigartigen Ansatz zur Förderung von Kreativität bei Menschen mit psychischen Herausforderungen setzen wir neue Massstäbe in der Schaffung unterstützender Gemeinschaften innerhalb der psychiatrischen Versorgung. Unsere Initiativen verbessern das Wohlbefinden, senken Gesundheitskosten, stabilisieren Betroffene und verringern die Zahl der Wiederaufnahmen in Kliniken.
Zudem entlastet unser Ansatz Kliniken, ambulante Dienste und Angehörige durch gezielte Unterstützung. Indem wir Risiken reduzieren, die zu chronischen psychischen Erkrankungen führen können, Rückfälle verhindern und die Suizidprävention fördern, leisten wir einen wichtigen Beitrag zu langfristiger Stabilität und Sicherheit. Unser Modell bietet eine kosteneffiziente Lösung mit einem umfassenden Angebot an Dienstleistungen, die vielfältige Bedürfnisse eingehen und eine ganzheitliche, leicht zugängliche Betreuung ermöglichen. Die tiefgreifende Wirkung kunstbasierter Therapie auf die psychische Gesundheit wird durch Forschung immer wieder bestätigt. Kontinuierliche Studien zeigen, wie künstlerisches und gestalterisches Arbeiten das Leben bereichert, Gemeinschaften stärkt und zu neuen Entdeckungen in Bereichen wie der Neuroästhetik führt.
Der Verein Living Museum engagiert sich aktiv für die Verbreitung der Living Museum-Philosophie und die Förderung neuer Projekte. Mit Vorträgen, Publikationen und Ausstellungen binden wir die Öffentlichkeit ein und bauen ein internationales Netzwerk von Living Museums auf, das weltweit neue Impulse setzt und Menschen näher zusammenbringt.
Living Museum: Die vierte Revolution in der Psychiatrie
Auf der WHO-Konferenz 2016 in Südkorea als revolutionär anerkannt, leitet das Living Museum eine neue Ära in der psychiatrischen Versorgung ein. Diese vierte Revolution etabliert ein ganzheitliches therapeutisches Modell, das Psychiatrie und Gesellschaft miteinander verbindet.
1983 – Dr. Janos Marton & der Beginn einer globalen Bewegung
Das erste Living Museum wurde von Dr. Janos Marton, einem ungarischen Künstler und Psychologen, und Bolek Greczynski, einem polnischen Künstler, am Creedmoor Psychiatric Center in Queens, New York, gegründet. Inspiriert von der Überzeugung, dass künstlerisches Schaffen Heilung und Genesung bei Menschen mit psychischen Erkrankungen fördern kann, verwandelte das Living Museum eine verlassene, 40.000 Quadratmeter grosse Kantine in eine einladende Oase der Kreativität. Dies markiert den Beginn der Living Museum-Bewegung als globale Initiative im Bereich Social Arts.
2002 – Das erste Living Museum Europas
Das Living Museum Wil wird in der Psychiatrischen Klinik St. Gallen Nord, Schweiz, eröffnet. Die Einrichtung bietet in fünf Ateliers, einer Tagesstätte und einem Café Raum für bis zu 150 KünstlerInnen, die sowohl stationär als auch ambulant betreut werden, und fördert eine Gemeinschaft des Austauschs und der Fürsorge. Im selben Jahr organisierte das Living Museum NY eine vielbeachtete Gruppenausstellung im Directors Guild of America Theatre.
2005 – ‚beGEHen – beWEGen‘
Das Living Museum Wil präsentiert eine bahnbrechende Ausstellung, die Kunst und Natur durch unkonventionelle Interventionen miteinander verbindet.
2006 – ‚Breaking News‘ Multimedia-Projekt
Unter der Kuratierung von Dr. Nicole Ottiger präsentierte das Living Museum Wil ein dynamisches Multimedia-Kunstprojekt, das künstlerischen Ausdruck und Erzählkunst neu definiert.
2008 – Kunst verbindet: Living Museums weltweit
Living Museums werden weltweit an verschiedenen Orten eröffnet, darunter in den Niederlanden und der Schweiz. Initiativen zur Schaffung neuer Living Museums wachsen weiterhin global, während die Herausforderungen, geeignete Räume zu finden und die Finanzierung zu sichern, bestehen bleiben.
2009 – Gemeinschaftsausstellungen rücken Outsider Art ins Rampenlicht
Das Living Museum nimmt am Outsider Art Forum mit einer Gruppenausstellung im Kunsthaus Kannen in Münster, Deutschland, teil. Darüber hinaus brachte die Ausstellung ‚Zwischentöne‘ im Viehstall der Psychiatrie St. Gallen in Wil die Künstlergruppe ‚ohm 41‘ aus Wil, Schweiz, zusammen.
2010 – ‚CO2 Kunstwäsche‘: Kunst trifft Konzept
Das Living Museum Wil arbeitete mit dem Künstler-Duo com&com zusammen, um die Ausstellung ‚CO2 Kunstwäsche‘ zu realisieren, die ein lebendiges Zusammenspiel von Kreativität und Konzeptkunst zeigt.
2013 – Gründung der Living Museum Society
Der gemeinnützige Verein Living Museum Society wird in der Schweiz ins Leben gerufen. Die Organisation pflegt ein internationales Netzwerk von Living Museums, fördert den Wissensaustausch, erleichtert die Vernetzung und unterstützt das globale Wachstum der Bewegung. Im selben Jahr schliesst sich das Tageszentrum der Stiftung Heimstätten Wil dem Living Museum Wil an.
2015 – Dr. Janos Marton erhält den Dr. Guislain Award
Dr. Janos Marton wird mit dem renommierten Dr. Guislain ‚Breaking the Chains of Stigma‘ Award ausgezeichnet, der seine bedeutenden Bemühungen zur Überwindung des Stigmas im Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen würdigt. Diese Auszeichnung, benannt nach Dr. Joseph Guislain – einem belgischen Psychiater und Pionier für Patientenrechte im 19. Jahrhundert – ehrt Personen und Organisationen, die aussergewöhnliche Fortschritte im Bereich der psychischen Gesundheit erzielen.
2016 – Living Museum Konzept ausgezeichnet
Auf der WHO-Konferenz in Yongin, Südkorea, wird das Konzept des Living Museum als revolutionäres Modell in der Psychiatrie gewürdigt. Im selben Jahr werden Living Museums in Tilburg, Niederlande, und Yong-In, Südkorea, eröffnet. Letzteres befindet sich in der Nähe eines grossen Krankenhauses mit 800 Betten und bietet den Patienten einen grosszügigen kreativen Raum.
2017 – Expansion und ‚Transutopia‘ Ausstellung
Das Living Museum Bennebroek wird in den Niederlanden eröffnet und stärkte die Präsenz der Bewegung in Europa. Gleichzeitig bringt ‚Transutopia‘, die bisher grösste Ausstellung, Werke aller bestehenden Living Museums im Gutsbetrieb der Psychiatrie St. Gallen in Wil zusammen.
2019 – Kulturpreise und neue Standorte
Das erste Living Museum in Deutschland wird in Buttenhausen als Living Museum Alb gegründet, unterstützt von der BruderhausDiakonie. Es umfasst offene Ateliers und wechselnde Ausstellungen in verschiedenen Kunstformen, die Beteiligung und Gemeinschaftsinteraktion fördern. Zusätzlich erhält das Living Museum in Wil, Schweiz, den Kulturpreis der Stadt Wil. Weitere Standorte werden mit der Eröffnung des Living Museum Tiflis in Georgien und des Living Museum Schaanwald in Liechtenstein geschaffen.
2020 – Preisgekrönte Projekte und Gemeinschaft im Fokus
Das Living Museum Alb wird im Rahmen des Sonderwettbewerbs ‚Social Nature–Nature for All‘ der UN-Dekade für Biodiversität mit dem renommierten Preis ausgezeichnet. Das Projekt wird als herausragendes Beispiel für die Verbindung von sozialem Engagement und Natur gewürdigt. Im selben Jahr eröffnet das Living Museum Schaanwald und markiert damit einen weiteren Schritt in der Expansion der Bewegung.
2021 – Living Museum Zürich
Mit grosszügiger Unterstützung und Finanzierung durch die Stadt Zürich wird das Living Museum Zürich eröffnet. Dieser neue Standort bringt die einzigartige Kombination aus Kunst und sozialem Engagement in das Herz der grössten Stadt der Schweiz.
2022 – Anerkennung für Inklusivität
Dieses Jahr bringt spannende Erweiterungen und Erfolge für das Living Museum. Es wurde mit dem Swiss Diversity Award für sein Engagement für Inklusivität ausgezeichnet. Neue Standorte werden in ganz Europa eröffnet, darunter die Living Museum Tagesklinik in Potsdam, Deutschland, das Living Museum in Solothurn, Schweiz, und das Living Museum in Leeuwarden, Niederlande. Zudem wurde die Living Museum Tagesklinik in Rorschach, Schweiz, eingeweiht.
2023 – Fürsorge fördern: Netzwerk erweitern
Das Living Museum setzt seine Expansion in der Schweiz und darüber hinaus fort und eröffnete neue Standorte in Bern und Münsingen. Letzterer befindet sich im Psychiatriezentrum Münsingen (PZM), das auf Kliniken für Depression, Psychose und Alterspsychiatrie spezialisiert ist. Dieses Wachstum wird durch eine Initiative in Madrid, Spanien, ergänzt, die von NextGeneration EU und Red.Es unterstützt wird. Gemeinsam tragen diese neuen Standorte dazu bei, die Mission des Living Museum voranzutreiben: eine weltweite Gemeinschaft der Fürsorge zu fördern und kollaborative Räume für Kunst und Heilung zu schaffen.
2024 – Kunst, Inklusion und Wachstum: Neue Initiativen in Europa
Das Living Museum Alb erhält weitere Anerkennung mit dem Inclusion Award des Landkreises Reutlingen sowie einem Sonderpreis des ZukunftsGut-Preises der Commerzbank-Stiftung. Diese Auszeichnungen würdigen die innovativen Ansätze des Museums in der Kunstvermittlung sowie sein Engagement für Vielfalt und Inklusion im Kulturbereich. In diesem Jahr werden zudem mehrere neue Standorte eröffnet, darunter die Living Museums in Schaffhausen, Lichtensteig, Biel/Bienne und Gordola in der Schweiz sowie das Living Museum Kreuzlingen, das in die Mansio Stiftung eingebettet ist. Über die Landesgrenzen hinaus eröffnete das Living Museum erstmals Standorte in Nantes, Frankreich, Sofia, Bulgarien, und Graz, Österreich.